Weihnachtsbräuche (kleine Mystikkunde)

In unserer modernen Welt wirken einige Bräuche und Ur-Traditionen fast schon skurril auf uns, andere sind so fest in unserem Alltag verankert, dass wir sie kaum noch wahrnehmen.

Gerade in der Weihnachtszeit, wenn wir zur Ruhe kommen und einen Moment innehalten springen unsere alten Traditionen wie aus einer vergessenen Mottenkiste in unser Bewusstsein. So vielfältig und bunt die Menschen und Vegetation in Deutschland ist, so unterschiedlich sind auch unsere Bräuche.

Werfen wir einen kleinen Blick zurück als Deutschland noch ein bunter Flickenteppich aus verschiedenen Stämmen war und die Zeit davor. Norddeutschland war besiedelt von Friesen, nordgermanischen Daner (Dänen), Jüten und Sachsen. Viele wanderten auch in die umliegenden Länder wie z. B. England und brachten natürlich auch ihre römisch-keltischen (germanischen) Bräuche mit dahin. Norddeutschland und die Nordseeinseln wurden dabei klar von den skandinavischen Ländern geprägt. Besonders deutlich wird diese Prägung auf den Inseln. Durch die natürliche Isolation zum Festland, konnten die Bräuche dort besonders gut erhalten werden. Auch im heutigen Sprachgebrauch wird deutlich wie viel wir übernommen haben. Ein gutes Beispiel ist der Tannenbaum. Die beliebteste und auch teuerste Tanne ist die Nordmanntanne (Abies Nordmanniana), da hört man es schon.

Julklapp: Ein zuvor ausgeloster Name bekommt ein oft mehrfach verpacktes Geschenk meist auf Feiern oder für die Kinder in der Schule. Die abgewandelte Form ist der Schrott-Julklapp. Ein Gegenstand, den man selbst nicht mehr möchte wird verschenkt oder kann durch würfeln gewählt werden. In anderen Regionen Deutschlands ist es auch als Wichteln bekannt. Julklapp kommt aus Schweden und bedeutet in etwa geworfenes Weihnachtsgeschenk. Es war üblich bei jemanden an zu klopfen (klapp) das Geschenk in den Raum zu werfen und schnell wegzurennen. Jul ist in vielen skandinavischen Ländern auch das Wort für Weihnachten.

Jöölboom/Friesenbaum: Der Jöölboom oder auch Kenkenbuum ist im Grunde der nordwestliche Weihnachtsbaum. Oft sind die Böden der Inseln sehr salzhaltig, so dass Tannenbäume kaum vorkommen. Wer also einen echten Tannenbaum möchte muss ihn sich vom Festland liefern lassen. Der Jöölbaum besteht aus einem kleinen Holzgestell. In dem Gestell ist ein mit Grün gebundener Kranz. Aus Salzteig gemachte Figuren werden in den Baum gehangen. Meistens ein Schwein, eine Kuh, ein Pferd, ein Hahn, ein Fisch und ein Segelfisch und eine Mühle. Am Fuß des Stammes sind ebenfalls aus Salzteig zwei Figuren, die Adam und Eva darstellen (nach der Christianisierung). Gerne kann man auch Naturprodukte wie Äpfel oder Rosinen mit hineinhängen. Nachdem es den Adventskranz gab war es auch üblich vier Kerzen mit dazu zu nehmen die reihum wie der Adventskranz genutzt wurden. Meistens werden die Bäume an die Fenster gestellt oder auf einen Tisch im Wohnzimmer.

Rummelpott: Das Rummelpottlaufen findet am frühen Abend der Silvesternacht statt. Die Kinder werden verkleidet und geschminkt. Später treffen sie sich in Gruppen und gehen von Haus zu Haus. Dort singen sie Rummelpottlieder oder Reime, als Belohnung erhalten sie Äpfel, Backwaren oder Süßigkeiten. Wenn ein Nachbar nichts geben will singen sie Spottlieder. Das ist auch der Grund warum sie verkleidet werden. Sie sollen in so einem Falle nicht erkannt werden. Die Erwachsenen-Version gibt es auch in einigen Regionen. Meistens tragen sie ein Schnapsglas um den Hals, da sie statt Süßigkeiten einen Schnaps bekommen. Oft wird es darum auch Rumpott genannt.

Ursprünglich geht diese Tradition auf die Raunächte zurück (Odins wilde Jagd). Mit dem Rummelpott oder auch Brummtopf soll durch den Krach böse Waldgeister vertrieben werden. Der traditionelle Rummelpott kann heut zu Tage aber auch jeder andere beliebige Gegenstand sein, solange er Krach macht. Hier ein kleiner Auszug aus einem Rummelpottlied:

Fru, maak de Dör op!
De Rummelpott will rin.
Daar kümmt een Schipp ut Holland.
Dat hett keen goden Wind.
Schipper, wulltst du wieken!
Feermann, wulltst du strieken!
Sett dat Seil op de Topp
un geevt mi wat in’n Rummelpott!

Frau, öffne die Türe!
Der Rummelpott will rein.
Es kommt ein Schiff aus Holland.
Das hat keinen guten Wind.
Kapitän, du musst weichen.
Bootsmann, du musst streichen.
Setzt das Segel ganz nach oben
und gebt mir was in den Rummelpott!

Gut zu wissen: Wer seine Weihnachten und vielleicht auch Silvester auf einer Nordseeinsel verbringen möchte sollte beachten, dass auf vielen Inseln Heiligabend kein Gottesdienst oder Messe stattfinden kann. Auf Grund der rauen Wetterverhältnisse kann der Pfarrer oft nicht vom Festland auf die Insel übersetzen. Ein Gottesdienst oder die Messe werden je nach Wetter manchmal ein paar Tage vorher zelebriert.

Neujahr: Für wirklich hartgesottene gibt es eine Inseltradition für die man viel Überwindung braucht. Am Neujahr kann wer mag gerne die Nordsee anbaden. Viele Inseln bieten an sich am Strand zu treffen (natürlich mit vielen Schaulustigen) und gemeinsam in der kalten Nordsee zu baden. Danach kann man sich einen Glühwein oder auch andere warme Getränke gönnen.

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