Wattknistern?! Was ist denn das?

Was gibt es Schöneres als an einem regenfreien Tag einen langen Strandspaziergang auf einer deutschen Nordseeinsel zu machen. Kilometerweite Einsamkeit, wenn sich die Flut zurückgezogen hat und bei Ebbe der Sand frei liegt, so weit das Auge reicht. Man atmet salzige Luft und wird ganz ruhig im Inneren. Eine natürliche Entschleunigung setzt ein.

Wenn man nun an einem windstillen Tag so durch das Watt wandert, ganz versunken in Gedanken, kann es sein, dass man plötzlich ein leises Geräusch wahrnimmt. Huch, was ist denn das? Höre ich das wirklich oder bilde ich mir das nur ein?
Solche Fragen gehen einem durch den Kopf, wenn man vorher noch nie das berühmte Wattknistern gehört hat. Es klingt wie leises plopp plopp oder auch Knistern. Aber von woher kommt das? Ganz klar aus dem Boden, aber es scheint von überall aus dem Boden zu kommen.

Dieses Naturphänomen ist schon seit Jahrhunderten bekannt.
Da verwundert es nicht, dass es sogar den Weg in die Welt der Gedichte gefunden hat.

Schon Theodor Storm erwähnt das Wattknistern in seinem Gedicht “Meeresstrand”
Ich höre des gärenden Schlammes Geheimnisvollen Ton “ 
Doch was ist die Ursache dieses geheimnisvollen Phänomens?

Die Ursache für dieses Geräusch ist ein kleiner Kerl. Ein Schlickkrebs namens Corophium volutator. Da er sehr an einen Floh erinnert, wird er auch Flohkrebs genannt. Er ist 6 bis 15 Millimeter lang und wohnt in U-förmigen Gängen oder Wohnröhren im Schlick. Der Schlickkrebs ernährt sich von Plankton und besitzt zwei Antennen. Nun kommt des Rätsels Lösung: Wenn der kleine Kerl seine Antennen spreizt, platzt das dazwischenliegende Wasserhäutchen und dieser leise Ton entsteht.
“Moment mal, wie kann ich einen so leisen Ton von einem Schlickkrebs hören?”, fragst du dich vielleicht und das zu Recht. Es ist natürlich nicht nur einer.
Auf einen Quadratmeter kommen bis zu 120000 Schlickkrebse.
Ganz schön viele, nicht wahr?! Aber das ist auch gut so, denn Schlickkrebse werden nur 1 Jahr alt. Und die Schlickkrebse sind unfassbar wichtig. Sie sind eine große Nahrungsquelle für sehr viele Tiere. Von Wasservogelarten, im Boden lebenden Fischen, größere Krebse und Raubwürmer.

Aber das ist noch nicht alles! Er trägt maßgebend zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Durch seine Lebensweise im Schlick beeinflusst er auch die Beschaffenheit des Sandes. Man muss sich das ähnlich vorstellen wie der Regenwurm im Garten.

 

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>