Eine Reise in die gute, alte Zeit: Heidi Kabel

Heute machen wir eine Reise in die „gute, alte Zeit“. Also Koffer gepackt und los geht’s. Es ist ein Abend am Wochenende, ausnahmsweise darf man länger aufbleiben. Auf dicken Socken schlurft man in die gute Stube und setzt sich neben seine Oma auf die Couch. Natürlich ohne die Füße auf die Lehne zu packen! Im Fernsehen läuft „Tratsch im Treppenhaus“ mit Heidi Kabel. Natürlich in schwarz-weiß, denn Farbfernsehen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Eine zumeist sorgenfreie Zeit mit den einzigen Gedanken wie lange die Ferien noch gehen und ob das Kleingeld für eine bunte Tüte im kleinen Tante-Emma-Laden reicht.

Gerade der Norden Deutschlands hat immer schon großartige Künstler hervorgebracht. So auch die Schauspielerin und Sängerin Heidi Kabel. Aber wer war eigentlich Heidi Kabel?

Geboren wurde sie am 27. August 1914 in Hamburg. Tatsächlich direkt gegenüber vom späteren Ohnsorg Theater, was man im Nachhinein sicher als Fingerzeig deuten darf. Entdeckt wurde Heidi Kabel als sie eine Freundin zum Vorsprechen begleitete. Sie bekam Schauspielunterricht bei Schauspieler*innen des Ohnsorg Theaters und bald darauf ging ihre Karriere los, auch dank der Unterstützung ihres Ehemannes, der das Ohnsorg Theater leitete.

Einer der größten Verdienste ist wohl, dass sie die plattdeutsche Sprache in die Öffentlichkeit holte. Zu dieser Zeit war es eher ungewöhnlich plattdeutsche Sprache in Medien wie dem Fernsehen zu nutzen. Man sprach doch eher Hochdeutsch. Obwohl Heidi Kabel natürlich auch Hochdeutsch sprechen konnte, war ihr als Ur-Hamburgerin das Plattdeutsch wichtig. Nicht nur auf der Bühne brachte sie diese schöne Sprache ein, sondern auch in der Musik. Die wohl bekanntesten Lieder sind: In Hamburg sagt man Tschüss und An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüddelband.

Einen besonderen Charme strahle Heidi durch ihre zwar forsche, aber fröhliche Art aus. Sie war eine echte Powerfrau, der man nicht die Butter vom Brot nehmen konnte. Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin, Sängerin und Hörspielsprecherin engagierte sie sich auch sozial und unterstütze diverse soziale Projekte insbesondere in Hamburg.

Heidi Kabel stand ganze 66 Jahre im Ohnsorg Theater auf der Bühne, das muss man sich einmal vorstellen. Und daneben hat sie auch noch drei Kinder großgezogen. Wobei ihre Tochter Heidi Mahler ebenfalls ans Ohnsorg Theater ging und sogar mit ihrer Mutter Heidi zusammen in dem Film Hände weg von Mississippi spielte, welches auch Heidi Kabels letzter Film war.

Am 15. Juni 2010 starb Heidi Kabel mit 95 Jahren an Altersschwäche in ihrer Heimat Hamburg. Die Trauerfeier wurde im Hamburger Michel abgehalten und live ins Fernsehen übertragen. Gerade in Hamburg ist Heidi Kabel auch nach ihrem Tod eine echte Institution. Ihr zu ehren wurde die Straße, an der das Ohnsorg Theater steht in den Heidi – Kabel- Platz umbenannt. Und es gibt eine Heidi Kabel Statue mit einer Höhe von 1,63 vor dem Ohnsorg Theater. Dieser großartigen Frau verdanken wir ein gutes Stück norddeutscher Identität.

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