Richardus Petri

Richardus Petri wurde 1597 in Dagebüll geboren. Sein Vater Petri Rickwartsen, arbeitete als Pastor auf Hooge, in Leck und Dagebüll. Mit dieser frühen Glaubensprägung und der eigenen Überzeugung ist es kaum verwunderlich das Richardus in die Fußstapfen seines Vaters trat.

1620 wurde er von der Gemeinde ordiniert. Als Hauptprediger in Kirchspiel St. Laurentii arbeitete er von 1620 bis zu seinem Tode 1678 auf der Insel Föhr. Das allein ist schon beeindruckend. Bekanntheit erlangte er allerdings durch seine Arbeit als erster Lehrer für Nautik auf den nordfriesischen Inseln. Nautik ist die Lehre der Schifffahrtskunde. Sie beinhaltet die Wissenschaft der Führung eines Schiffes und deren Hilfsmittel sowie der Navigation.

Gerade für die Nordsee Inseln war diese Seemannskunst von existenzieller Bedeutung. Zu dieser Zeit hatte die Mehrheit der Bevölkerung nicht die Möglichkeit Schulbildung zu erhalten. Richardus Petri, der auch Richard Petersen aus Dagebüll genannt wurde, unterrichtete unentgeltlich das Fach Nautik, Mathematik und Astrologie. Richardus muss ein zutiefst emphatischer Mensch gewesen sein, denn dieser kostenlose Unterricht hatte eine enorme Wichtigkeit und Bedeutung nicht nur für die angehenden Seefahrer, sondern für die ganze Gemeinde. So hat er sich durch diese freiwillige Arbeit um die wirtschaftliche Entwicklung seiner Gemeinde sehr verdient gemacht.

Eine schöne Besonderheit muss unbedingt erwähnt werden. Richardus Petri unterrichtete mit der Bedingung, dass die „Seemannsschüler“ ebenfalls unentgeltlich mit anderen ihr erlerntes Wissen über Nautik teilten und so auch diese ausbildeten. Durch diese großartige, gemeinnützige Arbeit entwickelten sich die ersten Navigationslehrer und Navigationsschulen auf der Insel Föhr und den anderen Nordsee Inseln. Der überwiegende Teil der Schülerschaft waren unverheiratete Männer.

Dort entstand auch ein interessanter nordfriesischer Brauch: das „Hualewjonken„. Übersetzt heißt dieses Wort Halbdunkeln und lässt schon mal Schummriges erahnen. Hualewjonken beschreibt die Zusammenkünfte der ledigen Seefahrer am dämmrigen Nachmittag. 1867 ging mit dem Niedergang des Walfanges auch die Schließung der Seefahrtschulen einher, durchgesetzt durch die preußischen Machthaber. Dies hatte zur Folge, dass sich auch das Hualewjonken veränderte. Anstatt der Seefahrer trafen sich nun die Landwirte später am Abend. Hauptsächlich war der Sinn und Zweck dieser Treffen die Geselligkeit. Auf der Insel Föhr gehörte zudem auch der Brauch des Üütjschiten (Ausschließens). Wurde ein Mann, der unverheiratet war, zum siebten Mal bei einer Frau in deren Haus erwischt, wurde er von den Hualewjonken Mitgliedern durch mehrmalige Schüsse in die Luft vor eine Wahl gestellt. Der ledige Mann musste sich entscheiden, ob er sich mit der Frau verloben und die Mitglieder zum Trinken einladen oder aber in einer Karre durch das ganze Dorf gefahren werden wollte. Dieser Brauch des Hualewjonken besteht auf den Inseln Föhr und Amrum heute noch. Die Gruppen Oldsum und Borgsum sind auf Föhr als richtige Vereine organisiert, die Mitglieder sind konfirmierte, ledige Männer unter 30. Diese formelle Gruppe gibt es bereits seit 1885, weitere Gruppen auf Föhr gibt es in Oevenum und Alkersum. Was Richardus über diesen Brauch denkt, wissen wir nicht. Was wir aber wissen ist, dass Richardus Petri ein großer Schreiber der Kirchengeschichte gewesen sein muss, denn er wurde und wird viel zitiert. Der Ehemann und Vater von drei Kindern starb 1678 auf der Insel Föhr.

Fun Fakt: Richardus selbst ist nie zur See gefahren.

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