Besonders im Hochsommer, wenn es ordentlich heiß ist, kann man immer wieder an Nord- und Ostsee ein unfassbares Spektakel beobachten. Es hat etwas Magisches, denn das geht nur bei Nacht, wenn es dunkel ist. Manche mag es erschrecken, wenn sie einen Nachtspaziergang an der Nordsee machen und plötzlich leuchtendes Wasser entdecken. Sind das Geister? Elfen? Oder Unterwasserglühwürmchen? Das mit den Glühwürmchen ist gar nicht mal so ganz verkehrt. Das magische Wesen wird Noctiluca millaris genannt.
Noctiluca ist ein Einzeller, genauer gesagt eine Alge. Sie ist 0,6 cm groß und rund bis bohnenförmig. Der kleine Superheld hat kleine Tentakel, die es auswerfen kann. Diese ist sehr schleimig, so dass kleine Lebewesen wie Plankton, Kieselalgen, Bakterien, etc. daran kleben bleiben. Zum Futtern brauch sie also nur den Tentakel wieder zurückholen und ihre Opfer genüsslich verschlingen.
Am Tage sieht das Wasser an den Stellen wo die Alge sich herumtreibt rosa-lachsfarben aus. Wenn Sie also diese ungewöhnliche Wasserfärbung zufällig entdecken sollten, bleiben Sie abends wach, warten, bis es dunkel ist und werden Sie Zeuge dieses unfassbar schönen Spektakels.
Aber warum leuchten diese Algen?
Das hat für die Alge an sich einen eher weniger schönen Grund. Wenn das Wasser zum Beispiel durch Plantschen gestört wird sendet die Alge einen chemisch erzeugten Lichtblitz aus. Tatsächlich ist dieser Lichtblitz eine Art Hilferuf. Planktonkrebse sehen die Alge als natürliches Futter an. Wenn nun also so ein Krebs eine Algenzelle fressen will, macht sie diesen leuchtenden Blitz. Davon bekommt der Krebs mächtig Angst und verschwindet. Nicht wegen der Helligkeit, sondern weil die Helligkeit andere Raubfische anlocken kann und so die Krebse zur Beute werden würde. Ganz schön clever! Wer hätte das gedacht, selbst die Alge ist ein Räuber und wenn nun ein Planktonfresser genau so klein ist wie die Alge, kann sie diesen ebenfalls fressen. Wenn es nun wie im Sommer sich die Nordsee erwärmt, kommt es schlagartig zu einer Massenvermehrung dieser Leuchtalge und somit zu der so genannten Algenblüte. Wir nehmen das dann als millionenfach funkelnde Sterne unter Wasser war. Nach einigen Tagen sterben sie allerdings, da durch ihre explosionsartige Vermehrung sie sich gegenseitig die Nahrung wegfressen.
Dieses Meeresleuchten ist inzwischen sehr weit verbreitet, dies liegt an der schädlichen Meeresüberdüngung, also ein weiterer Aspekt der Meeresverschmutzung.
Aber es ist schon erstaunlich, zu was die Natur alles fähig ist.