Die Geschichte der Ostfriesenwitze

Was macht ein Ostfriese, wenn er ein Loch im Boot hat? Er bohrt ein Zweites, damit das Wasser ablaufen kann. Dies ist ein typischer Ostfriesenwitz, ob man das nun lustig findet oder nicht sei mal dahingestellt. Wir alle kennen wohl die berühmten Ostfriesenwitze. Aber wie entstanden sie und wie fühlen sich die Ostfriesen mit den Witzen auf ihre Kosten? Gehen wir der Sache mal auf den Grund.

Ursprünglich hat das ganze einen ernsten Hintergrund. Die Nebeneinander lebenden Ostfriesen und die in Westerstede lebenden Ammerländer hatten einst in der Vergangenheit eine blutige Schlacht ausgefochten. Und wie das in der Natur des Menschen liegt, blieb eine nachbarschaftliche Dauerfopperei ähnlich wie die nicht ganz ernste Fehde zwischen Kölnern und Düsseldorfern. Tatsächlich gilt Borwin Bendelow als Erfinder des Ostfriesenwitzes, wobei genau genommen diese Form des Witzes schon vor ihm da gewesen ist.

Der Neurologe und Psychiater Borwin Bandelow wuchs in Westerstede auf und verbrachte dort seine Schulzeit. Er arbeitete als Autor bei der ansässigen Schülerzeitung „der Trompeter“ und war der erste der Ostfriesenwitze abdruckte. Diese Witze wurden im Grunde überall in der Region erzählt und sind nicht seine persönliche Erfindung. Damals hätte er sich vermutlich nicht träumen lassen wie beliebt diese Ostfriesenwitze einer Schülerzeitung einmal werden würden. Über die Region hinaus erfreuten sie sich immer größerer Beliebtheit und so kam es das die Witze dann im „Spiegel“ gedruckt wurden. Besondere Bekanntheit erlangten die Ostfriesenwitze durch Komiker wie Karl Dall und Otto Waalkes, die Hochzeit dieser speziellen Witze kann man wohl den 80er Jahren zuordnen. Inhaltlich sind die Witze ganz simpel nach einem Frage-Antwort-Schema aufgebaut.

Warum findest man immer eine leere Flasche im Kühlschrank eines Ostfriesen? Falls er Besuch bekommt und der Gast nichts trinken möchte.

Im Grunde geht es immer darum, dass der Ostfriese als dümmlich hingestellt wird und oft scheitert. Das hat selbstverständlich rein gar nichts mit der Realität zu tun! Es mag damit im Zusammenhang stehen das Ostfriesland verschiedene Herrscher und Besetzungen erlebt hat, ohne sich klein kriegen zu lassen. Die berühmte friesische Sturheit und das sich nichts aufzwingen lassen, beeindruckt den ein oder anderen und mag auch etwas Neid über so eine Stärke hervorrufen. Auf jeden Fall kann festgehalten werden, dass diese Form von Witzen nicht böse gemeint, sondern eher als ein Necken zu verstehen ist.

Aber wie empfinden die Ostfriesen diese Späße auf ihre Kosten? Meistens stehen sie diesen Scherzen sehr gelassen gegenüber, sie sind ja bekannt für ihre Weltoffenheit und Stärke. Ein positiver Effekt war das Ostfriesland durch die Witze an großer Bekanntheit gewann. Wie das Leben so spielt wurden die Ostfriesenwitze ca. in den 90er Jahren von den Blondinenwitzen abgelöst. Und diese dann wieder durch andere ersetzt. Und beenden tuen wir diesen Artikel selbstverständlich mit einem Ostfriesenwitz.

Kommt einer in eine Bar und sagt: „Hey Leute, ich kenn den neuesten Ostfriesenwitz.“ Meint der Barkeeper: „Junge, bevor du ihn erzählst sollte ich dir vielleicht sagen, dass ich Ostfriese bin, der Kerl dort drüben ist Ostfriese, das Ehepaar dahinten sind Ostfriesen, die beiden Polizisten da drüben sind Ostfriesen und die drei Punker dort sind Ostfriesen. Also willst du den Witz immer noch erzählen?“ – „Nein, bevor ich ihn neunmal erklären muss, lass ich’s lieber gleich bleiben!“

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