Das Naturschutzgebiet beherbergt nicht nur eine ausgefallene Flora und Fauna, sondern auch wahre archäologische Schätze. Moore sind wahre Zeitmaschinen, durch die vorhandenen Torfmoose und dem sauren Milieu wird vieles was im Moor versinkt hervorragend konserviert. Gerade Moorleichen sind teilweise so gut erhalten, dass sogar Bartstoppeln, Falten und ganze Gesichtszüge erhalten bleiben. Entdeckt werden diese „Zeitkapseln“ meistens beim Torfstechen. So wurde in Walle etwa ein 3500 Jahre alter Pflug gefunden. Aber auch große Objekte sind für das Moor kein Problem, als Beispiel dafür dient der Bohlenweg im Meerhusener Moor, ein ganzer Weg Pfad. Wirklich erstaunlich was für Fähigkeiten Moore haben. Aber warum gibt es überhaupt so viele Leichen im Moor? Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Wer sich im Moor verläuft kann natürlich entkräftet versinken, öfter allerdings diente das Moor auch als Todesstrafe. Gerade Verbrecher wurden oft übertötet, also gefesselt erstochen, die Kehle aufgeschlitzt und im Moor ertränkt. Ein ebenfalls weit verbreiteter Grund ist das Menschenopfer an eine Gottheit. Wenn z.B. bei den alten Germanen große Not und Verzweiflung herrschte war das letzte Mittel, um die Götter gnädig zu stimmen, ein Menschenopfer. Das Moor galt als eine Art Eingang zu der „anderen“ Welt. Wenn nun eine Opfergabe im Moor versenkt wurde kam es also quasi auf der „anderen“ Seite bei der Gottheit heraus.
Der Mann von Bernuthsfeld
Diese bekannte Moorleiche wurde bei Tannenhausen im Landkreis Aurich gefunden und stammt vermutlich aus dem 7./8. Jahrhundert. Er wird liebevoll auch Bernie genannt. Eine Besonderheit von Bernie ist die sehr gut erhaltene Kleidung aus Wolle, eine bunte Tunika mit vielen Flicken eingewickelt in einem großen Umhang. Um die Beine trug er die für diese Zeit typischen Beinwickel, auch Wickelgamaschen genannt. Neben zahlreichen körperlichen Beeinflussungen wie verheilte Wunden aber auch Nebenhöhlenentzündungen etc. ist Bernie vermutlich an Krebs gestorben. Ungeklärt ist warum diese Leiche nicht wie sonst üblich auf einem Gräberfeld oder Friedhof bestattet wurde, sondern im Moor. Nachdem die wissenschaftlichen Untersuchungen abgeschlossen waren, hat er seine Letzte Ruhe im Museum gefunden. Wenn Sie neugierig geworden sind und Bernie einmal von Angesicht zu Angesicht sehen möchten, können Sie das im ostfriesischen Landesmuseum in Emden.
Immer wieder geben Moore weltweit ihre Geheimnisse preis und überraschen die Menschen. Wer weiß was alles noch verborgen liegt in Deutschlands Mooren. Alles ist möglich und regt seit jeher die Fantasie der Menschen an. Etwas schaurig und mit Gänsehaut verbunden, aber in jeden Fall absolut spannend. Da können wir gespannt warten was für einen Schatz der Vergangenheit uns das Moor als nächstes zurückgeben wird.