Der Mord an Anna Rüdebusch

Heute wird es schaurig bei uns. Nimm dir ein warmes Getränk, lausche dem Novemberwind und grusle dich ein bisschen. Heute geht es um Mord, und zwar um einen wahren Mord. Wenn man es ganz genau nimmt, sogar um zwei Morde.

Wir befinden uns im Jahre 1637. In Holland hat die Tulpe ihren Wert verloren und die erste Börsencrash folgt. In Deutschland herrscht der 30-jährige Krieg. Das Land ist erschüttert von Kriegselend und Hunger.

Der Mord ereignete sich in Golzwarderwurp in Bracke (Unterweser). Auf einem Hof in Golzwarden lebten drei Brüder mit ihrer Haushälterin Anna Rüdebusch.
Wie es nun mal im Leben so spielt, wurde die junge Anna schwanger. Kurz nach dem sie das Kind gebar, wurde dieses arme Baby getötet. Es ist nicht zweifelsfrei erwiesen das Anna Rüdebusch wirklich ihr eigenes Kind tötete, aber die Behörden sahen sie als Kindsmörderin. Sie wurde ins Gefängnis geworfen und musste damit rechnen zum Tode verurteilt zu werden.
Irgendwie gelang es den drei Brüdern Anna aus dem Gefängnis zu befreien. Die grenzenlose Erleichterung, die Anna empfunden haben musste, währte allerdings nicht lange, denn in derselben Nacht, in der sie befreit wurde, brachten die Brüder Anna Rüdebusch um. Es ist nicht überliefert, wie sie umgebracht wurde, aber der Grund ist klar. Die Brüder wollten mit diesem Mord vertuschen, dass sie an dem Mord des Babys beteiligt waren, um einer Bestrafung zu entgehen.
Erstaunlicherweise kamen die drei Brüder ganze 14 Jahre mit dem Mord davon, ehe es aufgedeckt wurde. Als Strafe oder Sühne wurden den Brüdern auferlegt den „Mordstein“ aufzustellen, damit jeder sehen konnte, welchen Verbrechens sie sich schuldig gemacht hatten. Jahrhunderte später wurde dieser Mordstein bei Reinigungsarbeiten an einem Entwässerungsgraben wiedergefunden. Die Nachfahren der drei Brüder schämten sich offenbar so arg, dass sie den Mordstein in einem Wassergraben versenkten.

Auf dem Mordstein steht folgendes:

Auf der Vorderseite:

‘ANNO 1637 IM FEBRUA / RIO IST ANNA RUDEBUSCH / SONST DIE GROSSE ANNA / GEHEISSEN, NACHDEM / SIE AUS DER HAFT ENT / FUHRET, AUF DIESEM / … ERMORDET WORDE / WELCHE THAT DAN ERST / 14 JAHR HERNACH ALS / ANNO 1651 RECHT AN DEN / TAG KOMMEN VND AN / THEILS DER SCHULDIGEN / BESTRAFFET WORDEN’

Auf der Rückseite:
‘O MENSH / SCHAW DIES BEDENKS / VND SÜNDIG NICHT / WEIL GOTT NACH SEINEM / STRENGEN GRICHT / DAS BÖS GWIS STRAFT / VND BRINGTS ANS LICHT / WENS GLEICH BEI NACHT / VND HEIMLICH GSCHICHT / DRUMB MENSH FÜR GOTTES / ZORNIG GSICHT / DICH JA STETS FURCT VND / SÜNDIG NICHt
`
Heute steht er wieder an seinem Ursprungsort. Hofgrundstück Golzwarderwurp 12 (westseitig alte B 212) und kann besichtigt werden.

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