Wie schön wäre es, wenn die ersten Frühjahrsblüher das triste Grau durchbrechen würden. Aber das wird wohl noch dauern. Warten auf den Frühling. Das ist nicht nur auf den Inseln sondern genauso auf dem Festland eine Zeit, die sich hinzieht. Wer kann bleibt drinnen, bereitet sich einen warmen Tee und liest ein gutes Buch. Wie wäre es heute zum Beispiel mal mit einem Friesentee. Der schmeckt nicht nur lecker, sondern es steckt Geschichte dahinter.
Der europäische Teehandel begann wohl schon im 16. Jahrhundert. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Tee in Ostfriesland gehandelt. Allerdings galt er nicht als Getränk, sondern wurde als Medizin verabreicht. Im 18. Jahrhundert wurde er zeitgleich mit der Kartoffel zum Grundnahrungsmittel und erfreute sich hoher Beliebtheit. Friedrich, der 2. scheiterte mit seiner Ostasiatischen Handelskompanie und versuchte nun den Friesen ihren Tee abzugewöhnen. Das stellte sich als kaum möglich heraus. Auch Friedrichs Anweisung mehr Bier zu brauen konnte den Teekonsum nicht stoppen. So sah er sich gezwungen, das Trinken von Tee aus chinesischem Kraut zu verbieten mit der Begründung, es würde Steuergelder verschwenden und dem Staat schaden. Die Friesen schmuggelten daraufhin den Tee und tranken ihn heimlich. Diese Zeit wird auch der Tee-Krieg genannt.
Im zweiten Weltkrieg erhielten die Friesen ihren Tee mit Essensmarken. Das war ihnen zu wenig, woraufhin sie sehr ungehalten wurden, bis ihr Teeanspruch auf den Marken erhöht wurde. Kurz nach dem Krieg in der Periode des “Hamsterns” fuhren sie sogar ins Ruhrgebiet, um bei den Bergarbeitern deren Schwerstarbeiter-Teezulagen gegen Speck und Eier zu tauschen.
Der Friesentee besteht aus verschiedenen Assam Sorten. Dieser Tee stammt aus dem Nordosten Indiens. Es ist ein Schwarztee von sehr kräftigem Geschmack, leicht malzig und zum Teil an Honig erinnernd. Wenn zur Teetied (Teezeit) der heiße Tee aufgebrüht wird, kann man sich schonmal das besondere Teegeschirr ansehen. In der ostfriesischen Teetradition ist auch dieses von Bedeutung. Es ist meist aus dünnem Porzellan und mit dem typisch friesischen blauen Muster (gibt es aber auch in rot) verssehen. Zur Teekanne gehört unbedingt auch ein Stövchen, denn das strahlt auch eine Wärme und Behaglichkeit aus.
Ist der Tee fertig gebrüht, kann er in die Teetasse. Bitte vergessen Sie nicht vorher den Kluntje hineinzutun. Der Kluntje ist ein großes Stück Kandiszucker entweder in weiß oder braun. Es macht ein schönes knack-klirr Geräusch, wenn der heiße Tee auf ihn trifft. Wichtig: Nun kommt ein Klecks Sahne auf den Tee, am besten mit einem Sahnelöffel. Wer mag kann sich dazu etwas Gebäck oder Kekse schmecken lassen. So kann man die Zeit bis zum Frühling gut verbringen.
Schon gewusst? Seit Dezember 2016 hat die deutsche UNESCO Kommission den Friesentee in das bundesweite immaterielle Kulturerbe-Verzeichnis aufgenommen.