Vieles über die Nordsee Inseln zu dieser Zeit liegt leider im Dunklen. Was aber belegt ist, ist die Zeit der ostfriesischen Häuptlinge (1350 – 1446). Die Tom Brok Herrscherfamilie, welche sehr mächtig war, hatte die Insel Norderney zu diesem Zeitpunkt unter ihrer Kontrolle.

Dies änderte sich, als die Cirksena eine mächtige Adelsfamilie um 1464 – 1744 die Insel übernahm.

 

Die Insel Norderney wurde so wie wir sie kennen erst im 16. Jahrhundert durch Sandaufschüttungen gebildet und zählt damit zu den jüngsten Nordseeinseln. Es kann davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Besiedelung durch mehrere Menschen ungefähr im 13. oder 14. Jahrhundert zustande kam.

Durch den sandigen Boden der Insel war es kaum möglich Vieh oder Ackerbau zu betreiben, deshalb ernährten die Menschen sich dort hauptsächlich vom Fischfang. Später kamen andere Quellen wie Muschelzucht, und das Bergen vor gestrandeten Schiffen bzw. Strandgut hinzu.

Erstaunlicherweise herrschten bis ins 17. Jahrhundert hinein immer noch die Cirsena. Der letzte ostfriesische First starb 1744 und hieß Carl Edzart. Nach diesem letzten First auf der Insel fiel Norderney bis zum Jahr 1806 in preußische Regentschaft.

 

Zu Beginn des ersten Weltkriegs verließen die Badetouristen schlagartig die Insel, was zur Folge hatte, dass Norderney einen großen Einbruch der Einnahmen hatte, außerdem wurde auch diese Insel zur Kriegsfestung ausgebaut. Die große Not der Insulaner steigerte sich im Krieg nur noch mehr. Nach der Novemberrevolution herrschten für kurze Zeit ein Arbeiter- und Soldatenrat. Eine Besserung der Lage der Insulaner trat auf, als die Seebad Saison wieder aufgenommen werden konnte. Dies geschah zu den Anfängen der Weimarer Republik. In dieser Zeit wurde leider auch der Antisemitismus immer stärker, so dass sich bei allen Nordseeinseln der Bäder-Antisemitismus durchsetzte. Norderney war zu dieser Zeit eher liberal, darum war noch bis 1933 der Besuch der Insel für jüdische Menschen möglich. Über die Grenzen hinaus galt Norderney darum als „Judenbad“. Als unter Hitler der zweite Weltkrieg ausbrach, erging es den Insulanern wie im ersten Weltkrieg. Die Gäste verließen wieder fluchtartig die Insel und Norderney wurde erneut zu einer Kriegsfestung und für zivile Personen gesperrt.

Schon sehr früh fielen die ersten Bomben auf Norderney und veränderten die Insel auf grausige Weise. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Bewohnerzahl der Insel Norderney auf ein Rekordhoch. Mit der Landflucht durch Armut dünnte sich die Bevölkerung aber deutlich aus. Erst nachdem die Insel wiederaufgebaut und für Badegäste geöffnet werden konnte, erholte sich die Insel und ist heute ein wunderschöner Ort.

 

Kultur

 

Die Menschen auf Norderney gehören zu den Ostfriesen, aber aufgepasst sie mögen es gar nicht als solche bezeichnet zu werden! Die Norderneyer sprechen Hochdeutsch, wenn auch mit einem leichten Dialekt. Das Plattdeutsch wird hier nur sehr wenig gesprochen und wenn dann in einem Dialekt, der für die Nachbarinseln nur schwer zu verstehen ist. Es scheint, als ob die Norderneyer ein bisschen für sich leben würden, auch zu den anderen Inseln gibt es nicht allzu viel Kontakt. Das liegt mit daran, dass die Fährschiffe in Richtung Festland fahren und es kaum Berührungspunkte gibt.

Trotzdem muss festgehalten werden, dass die Norderneyer sehr herzliche und offene Menschen sind.

Durch diese Abgeschiedenheit konnten auf Norderney zahlreiche Bräuche und Traditionen bis heute überleben. Eine besondere Tradition ist „Der Ausrufer“.

 

Norderneyer und Touristen treffen sich bei „den Seehunden“. Dort bimmelt der Ausrufer mit einer Glocke und ruft laut „Bekanntmachung!“. Er trägt traditionell eine rote Mütze mit Ansteckern aus der ganzen Welt und ein weiß-blaues Fischerhemd, dazu ein rotes Halstuch und einen blauen Umhang.

Der Ausrufer verkündet die neuesten Nachrichten der Insel und die Gerüchte und den Tratsch. Charmant dürfen natürlich auch ein paar Witze nicht fehlen. Die Menge muss ja auch unterhalten werden. Danach steht er dem Publikum für Fotos zur Verfügung und auch gerne zum Klönen.

Früher hatte der Ausrufer eine ernstere Aufgabe, nämlich die Weitergabe von Fahrzeiten der Fähren und alles Wichtige, was die Insel betraf. Also ein bisschen so wie eine sprechende Zeitung.

Schön, dass Norderney sich den Ausrufer beibehalten hat.