Die Entstehung der Insel Borkum so wie auch die anderen Nordseeinseln gehen ziemlich genau auf die Zeit um Christi Geburt zurück. Gebildet wurde Borkum aus Ablagerungen von Hochsänden. Zusammen mit Juist und dem westlichen Teil der Insel Norderney bildete Borkum eine zusammenhängende Landfläche. Bereits in der Jungsteinzeit war Borkum besiedelt. Es wird angenommen, dass Borkum auch ein Teil der versunkenen Insel Bant ist. Archäologische Funde zeugen von der Glockenbecherkultur und Schnurkeramik. Eine Erwähnung der Insel Borkum durch Plinius, dem Älteren und Strabo in der griechischen und römischen Geschichte bezeichnet die Insel als „Burchana fabaria“ was so viel wie die „Bohneninsel“ heißt. Für mehr als ein Jahrtausend bleibt Borkum in Dunkelheit und keiner weiß, was sich dort abspielte. Durch die Isolierung der Insel dünnte sich die Bevölkerung allerdings immer mehr aus. So weiß man nicht, ob zu der Zeit als 1227 und 1270 Schiffe vor Borkum ankerten, die Insel noch bewohnt war.

 

Die erste urkundliche Erwähnung von Borkum stammt vom 11.09.1398.

Für Seeräuber diente Borkum zur Zeit der Hanse immer wieder als guter Unterschlupf. Auch die niederländischen Wassergeussen erkannten diesen Vorteil. Etwa ab dem Ende des 14. Jahrhunderts herrschten ostfriesische Häuptlinge über die Insel. Später in Geschichtsverlauf von Borkum herrschten die ostfriesischen Grafen. Diese beanspruchten die Strandgüter für sich was zum stetigen Streit mit den Insulanern führte. Diese hatten ein hartes Leben in ständiger Existenzangst.

 

Im 17. Jahrhundert entdeckten die Borkumer den Walfang für sich und brachten es dadurch zu einigem Wohlstand. Gejagt wurden diese Tiere bei Grönland und der Arktis. Noch heute sind zahlreiche Spuren dieser spannenden Walfänger Epoche auf den Nordseeinseln deutlich zu sehen. Nicht nur Tore und Mauern aus Walfischzähnen und -knochen, sondern auch die einzelnen Geschichten auf den berühmten „singenden Steine“, welche die Grabmäler der Walfänger sind. Insbesondere ließen sich die Borkumer auf Schiffen der Holländer anheuern.

 

Wie es immer so bei Überfischung ist, ging die Fangmenge gegen Ende des 18. Jahrhunderts drastisch zurück. Durch den holländisch-englischen Seekrieg brach der Walfang dann komplett ein und kam zum Erliegen. Dieser Einnahmequelle beraubt trat bei den Insulanern eine große Armut ein. Bei dieser Not ist es kaum verwunderlich, dass viele Borkumer die Insel verließen, um zu überleben.

1776 hatte die Insel Borkum noch 852 Bewohner. 1811 waren es gerade einmal noch 406 Menschen. Unter der Herrschaft Napoleons stand von 1810 bis 1813 die Insel unter seiner Herrschaft, so dass zum Durchsetzen der Kontinentalsperre die Borkumer die so genannte Franzosenschanze errichten mussten.

 

Zum Kur- und Erholungsort wurde die Insel Borkum zum ersten Mal im Jahr 1834. Die Zahl der Erholungssuchenden wuchs stetig von Jahr zu Jahr, so dass im 19. Jahrhundert Borkum zu einem guten Ruf als Badeort kam. Von den normalen Inseltouristen einmal abgesehen lockte Borkum auch berühmte Persönlichkeiten an, wie etwa Wilhelm Busch.

 

Aufgrund der hervorragenden Lage Borkums wurde der Insel um 1902 durch Kaiser Wilhelm der Status einer Seefestung verliehen. Im Hinblick des ersten Weltkrieges wurden Geschützstellungen und Bunker auf der Insel angelegt. Natürlich hatte auch Borkum unter dem ersten Weltkrieg zu leiden wie alle anderen auch.

 

Noch vor der Weimarer Republik begann ein sehr dunkles Kapitel der Insel Borkum.

Die Insel stand leider weit vorne bei dem „Bäder Antisemitismus“

eine sehr frühe und traurige Art der Diskriminierung und Ausgrenzung jüdischer Menschen. 1897 gab Borkum also noch vor der NS Zeit bekannt „judenfrei“ zu sein. Dieser unmenschliche Hass steigerte sich noch in der Zeit der Weimarer Republik bis hin zur NS Zeit. 1934 wurden die ersten zwei A2 Raketen von Borkum aus getestet. Traurige Berühmtheit erlangten im 2. Weltkrieg die Fliegermorde. Ein US-Bomber musste auf Borkum notlanden. Die sieben Besatzungsmitglieder des Bombers wurden gefangen genommen. Das Abkommen zur Behandlung von Kriegsgefangenen wurde vollkommen ignoriert. Die sieben Männer wurden erst schwer misshandelt und anschließend umgebracht.

 

Nach dem 2. Weltkrieg forderten die Niederlande die gesamte Emsmündung inklusive Borkum.

Diesem Plan machten die Westalliierten einen Strich durch die Rechnung. Sie wollten in dieser Zeit des kalten Krieges und der stärker werdenden Sowjetunion Westdeutschland nicht zusätzlich schwächen. Da Borkum im zweiten Weltkrieg nicht sehr viel Schaden genommen hatte, nahm Borkum viele Ostflüchtlinge wie z. B. vertriebene Schlesier auf.

1947 arbeitete die Insel Borkum hart daran wieder zurück in die „Normalität“ zu kommen und nahm so den Badebetrieb wieder auf.

 

Borkum hat wirklich schon sehr viel erlebt und hat eine spannende und lebhafte Vergangenheit.

 

Die Sprache der Insel

 

Die verschiedenen Epochen der Insel Borkum kannte auch verschiedene Sprachen. Das ist ein ziemlich spannender Teil der Borkumer Kultur.

 

Angefangen hat es wohl mit der friesischen Sprache. Wobei Friesisch eine eigenständige westgermanische Sprache ist und ebenso wie das Altenglische zum Nordseegermanischen gehört.

Im 14. Jahrhundert sprach man auf Borkum und weit über das 15. Jahrhundert hinaus das niederländische Platt, auch Groninger Platt genannt. Nach der Kirchenreformation setzte sich das deutsche Plattdeutsch immer mehr durch und verdrängte die friesische Sprache. Im Zuge dieser Kirchenteilung gab es auch eine sprachliche Teilung zwischen Hochdeutsch und Plattdeutsch.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die hochdeutsche Sprache dann zu Amtssprache. Aber noch heute findet man auf Borkum Familien, die immer noch das herrliche Plattdeutsch sprechen können.

 

Bräuche und Traditionen

 

Ein spannender Brauch der Insel Borkum ist der Klaasohm. Hierbei handelt es sich um einen Nikolausbrauch der besonderen Art. Der Name Klaasohm leitet sich von dem niederländischen Wort „Klaas“ für Nikolaus ab und „Ohm“, was in etwa so viel bedeutet wie ehrfürchtiger Onkel.

Ursprünglich stammt diese alte Tradition aus der Zeit des Walfanges im 18. Jahrhundert.

Hier ist es gut zu wissen, dass der heilige Nikolaus der Schutzpatron der Seeleute ist.

Außerdem gibt es eine Legende, die „wilder Klaasohm“ genannt wird.

Jedes Jahr steigt der wilde Klaasohm in gruseliger Gestalt am großen Kaap aus dem Sand und wird wieder lebendig. Er bricht wutentbrannt über die Insel herein. Es heißt, er sei riesig und mächtig. Er soll einen gefiederten Kopf haben und lange Hörner. Für die Borkumer ist der Nikolaus sogar wichtiger als das Weihnachtsfest. Es gilt die Rückeroberung der Insel. Sechs ledige und sportliche Männer, die dem Verein Borkumer Jungens e. V. angehören müssen, werden jedes Jahr als Klaasohme ausgewählt. Im geheimen werden dann Kämpfe um die Rangordnung ausgetragen.

Ist dies geschehen, zeigen sich die maskierten Männer der Inselbevölkerung.

 Sie tragen ein weißes Hosenkostüm mit roten Streifen und auf dem Kopf eine gigantische, gruselige Schafspelz-Maske mit Möwenfedern, die etwa einen halben Meter hoch ist und bis zu 35 kg wiegt. Da sie daraus nur wenig sehen, werden die Klaasohme vom Wiefke – einem Mann in einem roten Schürzenkleid und Seehundfellmaske – geleitet. Jetzt beginnt ein Dauerlauf über die Insel. Diese Tradition aus dem 18. Jahrhundert soll die Rückeroberung durch die Männer, die während des Walfangs abwesend waren, darstellen und die Frauen wieder in ihre „Rolle“ zurückdrücken. Diese Tradition ist ein sehr umstrittener Brauch, da nun die Jagd auf Frauen losgeht. Sie werden von den sechs Männern gejagt und mit einem Kuhhorn verprügelt. Ältere Frauen werden verschont und bekommen einen Lebkuchen geschenkt. Zwischendurch machen die Herren Pause in Häusern tanzen und trinken. Gegen Ende trifft man wieder auf die Inselbevölkerung. Dort klettern sie auf eine Litfaßsäule drohen der Menge noch einmal und lassen sich dann von oben in die Menge fallen. Zuletzt muss der Wiefke springen und damit ist das Fest vorbei. Bis zum nächsten Jahr.